Tanzhalle & Werkhalle Wiesenburg 2021:

Events 06.-08.08.21

Open Practice Sessions / Humboldthain Turning Solo 2 / Humboldthain
Harvest (Installation) / Tanzhalle Wiesenburg Taschenbluesorchester / Concert in the garden, Tanzhalle Wiesenburg
Double Portrait (Installation) / Tanzhalle Wiesenburg Re-Birth & Love Tunes – Soul of Mother earth / Dvora Gala Blu and Andesh / Rampe Aftershow: Trance & Dance – old school only! / Werkhalle Wiesenburg21:00 BACH – Shasta Ellenbogen / Werkhalle Wiesenburg

Open Practice Sessions in Volkspark Humboldthain.
Practising in the park opens up unlimited and wonderful connections with the outside world. It illustrates – and much more so than when we practice indoors, where walls and doors define the boundaries of space – that the focus can be sent infinitely far away. (Isabelle Schad).

By practising together, participants will have the opportunity to interchange physically and relate their own experience to the choreographic works to be experienced later in the day. Everybody is invited to take part.

Turning Solo 2… is an extension of the solo performance of the same title. It brings together two interpretations, two worlds, two singular portraits in a single time slot: I had long dreamed of this. Naima and Jasmin are so different, yet the common action of whirling and running on the same score opens up a common ground with many overlaps of resonances and experiences. Parallelisms of contrasting colour. (Isabelle Schad)

Harvest Installation… is about mindfulness; and about the question of how to work with nature, how to make use of it and how to treat it with respect. The work uses the artist’s own harvest of willows from the garden of Tanzhalle Wiesenburg.

In this installative variant, individual movement sequences are picked out under aspects of continuous movement, of sculptural becoming, timelessness and decisiveness. This creates landscapes that can be inhabited according to temporalities and perspectives that are left up to the spectators. The core of the material derives from the work Harvest commissioned by Offensive Tanz für junges Publikum und Theater o.N. that will be premiered for young and all audiences from 3 years on.

Double Portrait Installation
– a portrait of Przemek Kaminski and Nir Vidan – is a solo for two personalities, their bodies, movements and rhythms.

Pics. of OPS in park by Elena Basteri, all rights reserved
Pics. of Harvest (Installation), Double Portrait (Installation) and Turning Solo 2 by Alex Gabbay, all rights reserved

ERFORSCHUNG DES SELBST UND DES ANDEREN
von Hartmut Regitz, 11.08.2021, erschienen in tanznetz.de

Der Monte Verità ist er nicht. Aber an einem sonntäglichen Sommernachmittag könnte man den Humboldthain fast dafür halten. Die Anhöhe im Berliner Bezirk Gesundbrunnen lädt zum Verweilen ein, und auf der grünen Wiese haben sich denn auch ganz unterschiedliche Gruppen zu einer Mußestunde eingefunden. In der einen Ecke wird ein Kindergeburtstag gefeiert. In der Nähe des Sommerbads hat sich gerade eine Fahrradgruppe versammelt, während sich hinter dichtem Gebüsch eine Schar Frauen zu einer gemeinsamen Meditation niederlässt. In der Mitte des Volksparks findet sich unter dichten Baumkronen ein weniger bewachsener Platz, der wie geschaffen scheint für das, was sich Isabelle Schad nicht nur für ihr “Sommer-fest.ival” vorgenommen hat: nämlich Beziehungen herzustellen “zwischen Kultur und Natur, Innen und Außen, Selbst und Anderen”.

Die Grenzen sind jedenfalls fließend, und das ist in der “Double Portrait Installation” nicht grundsätzlich anders. Isabelle Schad hat es für Przemek Kaminski und Nir Vidan choreografiert, und beide sind damit in der Tanz- und Werkhalle Wiesenburg zu Gange, einem teilweise maroden und wild überwucherten Gebäude, das einst bis zu tausend Obdachlosen beiderlei Geschlechts Unterschlupf gewährte. In Handarbeit von Isabelle Schad und ihrem Team für ihre Zwecke hergerichtet, hat sich das Asyl inzwischen zu einem eher intimen “Zufluchtsort” für die Künste entwickelt, in dem man in aller Stille wirken kann. So bleibt der Sound von Damir Simunovic stets hintergründig. Kaum merklich ist der Wechsel der Lichtstimmungen und überaus konzentriert die Körperkunst der beiden Akteure. Klar, dass das an die frühen Stücke von Xavier LeRoy erinnert oder an die Gliederspiele von David Parsons, auch weil dieses Duo fast etwas Solistisches hat. Auf den ersten Blick lässt sich jedenfalls nicht sofort erkennen, wessen Bein sich vielleicht zwischen die des anderen schiebt. Immer wieder verschmelzen die beiden in eins, um sich dann gegenseitig beim Schopfe fassend wieder zu vereinzeln: eine Interaktion, die bei aller Heftigkeit keine Schwere kennt und bei aller Bewegtheit beinahe etwas Skulpturales hat. Kurz: eine Performance, die es in vielerlei Hinsicht in sich hat. Man muss nur lange genug hinschauen.