Skip to main content

Visions

.
Isabelle Schad und das Mobile Ensemble:
Ein Modell für nachhaltige und intergenerationelle Arbeit in der Freien Szene

zusätzliches Infomaterial

Foto: Isabelle Schad (Collective Jumps)

Der Erhalt des Eigenen, des individuellen Rhythmus, des Entscheidens und Mitbestimmens innerhalb klar abgesteckter Einschränkungen und Formen stellt ein originäres Modell des Miteinanders, des Zusammen-Seins dar. (Isabelle Schad) 

1. Dokumentation | Resonanz
2. Mobiles Ensemble
3. Tanzhalle Wiesenburg
4. Open Practice Sessions
5. Kontext Bildende Kunst

1. Dokumentation | Resonanz

website: isabelle-schad.net
wikipedia: wikipedia.org/wiki/Isabelle_Schad
videoportrait: tanzforumberlin.de/kuenstler/isabelle-schad/
HAU3000:
hebbel-am-ufer.de/hau3000/trilogie-schad
Tanzhalle: tanzhallewiesenburg.net
OPS: openpracticesessions.org

Annemie Vanackere, Auszug aus dem Laudatio für die Ehrung von Isabelle Schad im Rahmen der Verleihung des Deutschen Tanzpreises 2019 / Essen, 18.10.2019 

Isabelle Schad lässt die einzelnen Körper eine kollektive Form eingehen, ohne ihnen ihren subjektiven Rhythmus zu nehmen. Selbst da, wo die Gruppe in der Bewegung zu einem tatsächlichen Kollektivkörper verschmilzt, wo sie Assoziationen an bewegte Ornamente oder gar an Maschinen wecken könnte, bleibt die Präsenz, die Lebendigkeit der Körper immer erhalten. 

Die Befreiung vom kapitalistischen Zwang zur Selbstdarstellung als Selbstverwirklichung des bzw. als Individuum führt bei ihr eben grade nicht zur Leugnung oder gar ‚Auslöschung‘ der Subjektivität des Einzelnen. Und damit auch dem Auf- oder Abgeben der Verantwortung für eigene Entscheidungen, wie sie kennzeichnend für totalitäre Systeme ist.

Das „energetische Mit-Schwingen“ im eigenen Rhythmus in einer Form, die kollektiv geteilt wird, hat zwei Voraussetzungen: Zum einen, den eigenen, subjektiven Rhythmus überhaupt wahrzunehmen. Seinen eigenen Weg zu finden, die gemeinsame Form mit und in seinem jeweils subjektiven Rhythmus zu füllen. Wobei die Form eher Mittel als Ziel ist: die grade auch formale Schönheit von Schads Arbeiten beruht entsprechend weniger darauf, dass irgendwelche Figuren oder Bewegungsmuster von allen ‚gleich‘ oder ‚perfekt‘ ausgeübt werden. Im Gegenteil dient sie oft eher dazu, eben genau diese – im Grunde Leistungs- und Distinktionsprinzipien entstammenden – Kategorien zu überwinden. Zum anderen setzt es eine hohe Aufmerksamkeit und Achtsamkeit für die Rhythmen und Impulse der anderen voraus: Es ist eben nicht „jeder für sich“. Wie wir überhaupt immer auch Teil von etwas anderem sind: der Natur, dem Planeten, der Gesellschaft und auch der Techniken und Technologien, die wir selbst erschaffen haben. Entsprechend ist das gemeinsame Üben, das gemeinsame Tun immer Ausgangs- und in gewisser Weise auch Endpunkt von Schads Gruppenarbeiten.

Studies on Infinity #2 – Nudity and Landscape von Isabelle Schad / Good Work Productions | Guido Reimitz, Kurator, Wien

Isabelle Schad lässt die einzelnen Körper eine kollektive Form eingehen, ohne ihnen ihren subjektiven Rhythmus zu nehmen. Selbst da, wo die Gruppe in der Bewegung zu einem tatsächlichen Kollektivkörper verschmilzt, wo sie Assoziationen an bewegte Ornamente oder gar an Maschinen wecken könnte, bleibt die Präsenz, die Lebendigkeit der Körper immer erhalten. 

Die Befreiung vom kapitalistischen Zwang zur Selbstdarstellung als Selbstverwirklichung des bzw. als Individuum führt bei ihr eben grade nicht zur Leugnung oder gar ‚Auslöschung‘ der Subjektivität des Einzelnen. Und damit auch dem Auf- oder Abgeben der Verantwortung für eigene Entscheidungen, wie sie kennzeichnend für totalitäre Systeme ist.

Das „energetische Mit-Schwingen“ im eigenen Rhythmus in einer Form, die kollektiv geteilt wird, hat zwei Voraussetzungen: Zum einen, den eigenen, subjektiven Rhythmus überhaupt wahrzunehmen. Seinen eigenen Weg zu finden, die gemeinsame Form mit und in seinem jeweils subjektiven Rhythmus zu füllen. Wobei die Form eher Mittel als Ziel ist: die grade auch formale Schönheit von Schads Arbeiten beruht entsprechend weniger darauf, dass irgendwelche Figuren oder Bewegungsmuster von allen ‚gleich‘ oder ‚perfekt‘ ausgeübt werden. Im Gegenteil dient sie oft eher dazu, eben genau diese – im Grunde Leistungs- und Distinktionsprinzipien entstammenden – Kategorien zu überwinden. Zum anderen setzt es eine hohe Aufmerksamkeit und Achtsamkeit für die Rhythmen und Impulse der anderen voraus: Es ist eben nicht „jeder für sich“. Wie wir überhaupt immer auch Teil von etwas anderem sind: der Natur, dem Planeten, der Gesellschaft und auch der Techniken und Technologien, die wir selbst erschaffen haben. Entsprechend ist das gemeinsame Üben, das gemeinsame Tun immer Ausgangs- und in gewisser Weise auch Endpunkt von Schads Gruppenarbeiten.

Foto: Dieter Hartwig (Rotation, Turning Solo, FUR, Claudia Tomasi, Jasmin İhraç, Aya  Toraiwa, 2021)

2. Mobiles Ensemble

2.1. Einführung In den letzten 25 Jahren ist ein vielschichtiges Gesamtwerk von über 60 Arbeiten entstanden, eine kontinuierliche Vermittlung von Praxis, Training und choreografischer Arbeit. Das Team, das die Struktur und Arbeit lebendig hält, hat sich im Laufe der Jahre erweitert und gefestigt. Es ist eine Art mobiles Ensemble an Tänzer*innen entstanden. Ein Pool von herausragenden Persönlichkeiten, die ihrerseits ebenfalls gewachsen sind und teils ihre eigenen Arbeiten erfolgreich produzieren und zugleich immer noch Teil des Ensembles sind.
Als Tänzerin und Choreografin, die seit langer Zeit in Berlin mit großen Gruppen arbeitet, bin ich mehr und mehr an Kontinuitäten innerhalb der Ensemblearbeit interessiert. Eine persistente Fortführung und Weiterentwicklung dieser Arbeit soll für die beteiligten Tänzer*innen in den nächsten Jahren realisiert werden, woraus sich gleichzeitig folgende Fragestellungen ergeben: Wie kann man eine Gruppe jenseits der projektbasierten und produktionsbezogenen Ökonomien und Zeitlichkeiten der freien Szene langfristig zusammenhalten, schützen und stärken? Welche Formate und Strategien helfen dabei, die künstlerische Arbeit weiterzuentwickeln und gleichzeitig eine faire und respektvolle Arbeitskultur für alle zu schaffen?

2.2. Mobiles Ensemble Tänzer*innen  Zum Kern des mobilen Ensembles (allein in Berlin) gehören rund 30 Performer*innen / Choreograf*innen. Wir befinden uns derzeit in einer Phase, in der sich eine neue Konstellation herauskristallisiert und die mit verschiedenen Mitteln zusammengehalten, intensiviert, weiterentwickelt und gestärkt werden muss.

Die meisten Mitglieder*innen des Ensembles sind zugleich Performer*innen und Choreograf*innen, die freiberuflich arbeiten und daher mit Prekarität und Unsicherheit konfrontiert sind. Es ist deshalb wichtig, für Kontinuität zu sorgen, die sowohl der künstlerischen Arbeit selbst als auch den einzelnen Mitglieder*innen, die sie ermöglichen, zugute kommt. Sie muss auf mehreren Ebenen ermöglicht werden: Training – Recherche – Produktion – Sichtbarkeit in unterschiedlichen Kontexten.

Mit einem gewissen Stolz kann ich bezeugen, dass viele der Mitglieder*innen parallel mit ihrer eigenen Arbeit auch eigene Karrieren bestreiten, exemplarisch hierfür nur einige Namen: Johanna Ackva, Melika Akbariasl, Joske Beckers, Barbara Berti, Juan Corres Benito, Alessandra Defazio, Viviana Defazio, Frederike Doffin, Ewa Dziarnowska, Forough Fami, Naïma Ferré, Josephine Findeisen, Veronika Heisig, Jasmin İhraç, Arantxa Martinez, Przemek Kaminski, Roni Katz, Mathis Kleinschnittger, David Kummer, Inna Krasnoper, Lea Moro, Yen Lee, Manuel Lindner, Jan Lorys, Lea Pischke, Sonja Pregrad, Jennifer Schecker, Yusuke Taninaka, Claudia Tomasi, Aya Toraiwa, Nir Vidan, Natalia Wilk, Maja Zimmerlin. (markiert sind hier die Namen der Tänzer*innen für die erste Förderperiode).  Ihnen allen ist gemein, dass sich ihre Arbeiten tief in einer Bewegungs- und Studiopraxis verankern.

2.3. Mobiles Ensemble Team Gemeinsam mit Heiko Schramm und Elena Basteri, bilden wir den harten und überaus kleinen Kern, der für die Arbeit rund um Produktion zuständig ist. Dies beinhaltet eine große Palette an Aufgaben, von der Antragstellung bis zur Distribution, von der Organisation bis zur Instandhaltung eines Arbeitsortes, von dramaturgisch-künstlerischen Inhalten bis hin zur Außenwirkung und den Sozialen Medien. Im Bereich der Bühne, Technik, Licht- und Tonkunst gibt es ebenfalls einen Kern an Persönlichkeiten im Team, die ebenfalls freischaffend und mobil unterwegs sind: Damir Simunovic (Sound), Arnaud Lesage (Sound, Licht), Emma Juliard (Licht, Technik), Bruno Pocheron (Licht, Technik), Umberto Freddi (Architektur, Bühne), Ignacio Jarquin (Stimme) um nur einige zu nennen. Im Bereich des Lektorats/Übersetzung werden wir von Rike Nölting (Deutsch) und Michael Turnbull (Englisch) unterstützt.

3. Tanzhalle Wiesenburg

Profil und Standort  Der Wiesen55 e.V. wurde 2008 gegründet und besteht aus einer Gruppe von Künstler*innen, die in den Bereichen Choreografie, Tanz, Lichtdesign, Bildhauerei und Multimedia tätig sind. Zweck des Vereins ist die Förderung, Produktion und Veröffentlichung zeitgenössischer Kunst mit Schwerpunkten auf darstellender und bildender Kunst. Der Satzungszweck wird insbesondere verwirklicht durch Sanierung und Erhalt der Bausubstanz, die Gestaltung und Nutzung des Areals und den kulturellen Betrieb der Tanzhalle-Wiesenburg (Wiesenstr. 55) in Berlin-Wedding als Ort und Zentrum von künstlerischen und sozialen Aktivitäten.

Die Tanzhalle-Wiesenburg war ursprünglich ein Schlafsaal des 1897 errichteten Berliner Obdachlosenasyls und bei ihrer Übernahme durch den Verein eher eine Ruine als eine Halle. Seit ihrer Eröffnung im Jahr 2012 ist der Ort sehr beliebt und wird stark frequentiert. Es finden Workshops, Stückentwicklungen, Theaterproben, interdisziplinäre Projekte, Konzerte, Lesungen, Installationen, Showings, Vorpremieren und Aufführungen mit unterschiedlichen Themen und Zielgruppen statt.

Ausbau 2008 – 2012 | Proben 2024 (Schad)

   

Der Produktionsort Tanzhalle Wiesenburg hat sich als spartenübergreifender Produktions-standort und Spielstätte der Freien Szene Berlin etabliert und soll in den nächsten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt und gesichert werden. Um eine solche Entwicklung zu ermöglichen, ist es für uns (und die Freie Szene Berlin) in den kommenden Jahren besonders wichtig, unsere Struktur und Basis zu stärken und auszubauen, insbesondere in Anbetracht der derzeitigen Kulturkürzungen u.a. im Bereich der Künstlerateliers. Gerade in der heutigen Zeit ist es von besonderer Relevanz, für die Künstler*innen an einem wichtigen, dezentralen Ort für die Darstellenden Künste eine bessere Planungssicherheit gewährleisten zu können.

Derzeit bildet die Basis für den Erhalt und die Weiterentwicklung des Standortes das weitere Planungsverfahren und der Zuwendungsbescheid der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen für das Projekt „Revitalisierung des Wiesenburg-Areals“ (noch immer) vom 16.01.2020. Durch die bis 2027 laufende Sanierung der schadhaften, teilweise ruinösen, gemischt genutzten Bausubstanz der „Wiesenburg“ (Gesamtareal) soll dieser besondere Ort unter Berücksichtigung seiner Historie erhalten bleiben und darüber hinaus revitalisiert werden. Ziel ist es, das einzigartige Grundstück zu beleben und zukunftsorientiert zu entwickeln.

Der Fortbestand dieses Ortes ist jedoch derzeit erneut gefährdet, da noch immer nicht entschieden ist, ob Teile des denkmalgeschützten Areals – darunter auch Räume für Kunsthandwerk und Musikproben – einem Neubau für Wohnungen weichen müssen. Unser Vorhaben zielt auf die Stärkung der Tanzhalle Wiesenburg ab und trägt damit wesentlich zum Erhalt des Gesamtprojekts bei. Dies ist nicht nur für die Berliner Kunst- und Kulturszene von großer Bedeutung, sondern auch für die zahlreichen Mitwirkenden und Betreiber:innen vor Ort.

Seit 2012/13 bietet die Tanzhalle Künstlerkolleg*innen ein Probenasyl, u.a. für David Brandstätter, Alexandre Babel, Martin Clausen, Alice Chauchat, Jess Curtis, Alix Eynaudi, Lina Gomez, Hermann Heisig, Anne Mareike Hess, Anne Juren, Eva Meyer-Keller, Julek Kreuzer, Bernadette LaHengst, Martin Nachbar, Diethild Meier, Lea Moro, Angela Schubot,Margaux Marielle Trehoüart, Nir Vidan, Michael Vorfeld, Kasia Wolinska, Showcase Beat Le Mot, Künstler-Kollektiven aus Zagreb und Sofa. Dabei sind die positiven Rückmeldungen über die Bedingungen des kreativen Arbeitens überschwänglich und die Nachfrage für die Nutzung als Probenraum übertrifft weit die vorhandenen Kapazitäten, was aktueller denn je ein Zeichen für die Dringlichkeit ist, bezahlbare Arbeitsorte in Berlin zu schaffen bzw. zu erhalten. 

Statement Marc-Andre Schmachtel, Goethe-Institut Nigeria:
Deutschland und gerade Berlin werden im Ausland als Orte gesehen, in denen die unabhängige Kunstszene großen Stellenwert besitzt, einen Stellenwert, von denen viele Künstler in anderen Ländern nur träumen können. Ich arbeite in Lagos/Nigeria, einer Stadt, die extrem stark urbanisiert ist, mit einer chaotischen Infrastruktur, in der es kaum alternative Kunst- und Kreativorte gibt, und das einzige harte Argument das Geld ist. Das Goethe-Institut Nigeria arbeitet momentan gemeinsam mit der Ford Foundation an einem größeren Projekt, der Umgestaltung einer ehemaligen Kolonialdruckerei in ein interdisziplinäres Kunst- und Medienzentrum. Im Zuge dessen haben wir im Februar zwei Künstler und Kulturmanager nach Berlin eingeladen, damit sie dort einen Überblick über die Möglichkeiten bekommen, die alternative Kunstorte bieten. Die beiden waren restlos begeistert – Berlin ist hierfür ein wunderbares Beispiel. Und gerade Orte wie die Wiesenburg spielen hier eine wichtige Rolle, geben sie doch der Urbanisierung eine Seele und machen vor allem auch den Reiz aus, den die Stadt ja auch sehr erfolgreich vermarktet hat. (…) Immobilieninvestoren gibt es auf der gesamten Welt, in Lagos entsteht momentan das größte Immobilienprojekt von ganz Afrika. Freie, unabhängige und selbstverwaltete Kreativorte aber gibt es nicht überall, und diese stellen in meinen Augen ein extrem wichtiges Element für eine Gesellschaft dar, die sich als weltoffen, sozial verantwortlich und kulturfreundlich definiert.

4. Open Practice Sessions

Die OPS verbinden Training, (Körper)-Wissensvermittlung und choreografisches Experimentieren. Jedes Treffen hat einen gemeinschaftsbildenden Aspekt, in dem Selbst und Miteinander ins Verhältnis gebracht werden. Dazu gehört auch eine stete Praxis des kritischen Hinterfragens: Worin liegt die politische Relevanz dieser Art des Praktizierens? Ein beständiges Ausloten, Erfinden und Herausfinden von Gruppendynamiken und Zusammen-Sein ist für mich in unserer individualisierenden, westlichen Gesellschaft von großer Bedeutung. Das Gemeinsame, das sich auch im Asymmetrischen und in der Kombination unterschiedlicher Rhythmen findet, ermöglicht Persönlichkeitsentfaltung innerhalb klar definierter Formen — Persönlichkeitsförderung (gerade) durch Einschränkung. Die Möglichkeit durch körperliche Praxis, Subjektivität innerhalb von Kollektivität zu erfahren, ist meine Utopie von Gesellschaft. 

Wünschenswert wäre nicht zuletzt, die OPS von meinen Produktionszeiträumen loszulösen, sie technisch /inhaltlich zu unterstützen, um kontinuierliches Lernen und Vermittlung als zirkulierende Einheit begreifen zu können.

OPS 2023

In dem von Isabelle Schad entwickelten, gemeinschaftsbildenden Format wird erprobt, welche Zusammenhänge zwischen Energiearbeit, choreographischer Sprache und deren Verortung in der Gesellschaft bestehen. Die Körperpraxis, das Training und die choreographische Arbeit nähren sich aus den Bewegungslehren des Aikido-Zen, Zen-Shiatsu, somatischen Praktiken (BMC, Embryologie) und den Schnittmengen aus asiatischen und westlichen Perspektiven. Das Praktizieren zielt darauf ab, neue Zugänge zur Körperlichkeit als Geist-Körper Einheit zu finden, um kontinuierliches Lernen und Vermittlung als zirkulierende Einheit zu begreifen. 

Die große Resonanz bisheriger OPS hat gezeigt, wie enorm der Bedarf nach fortlaufenden Angeboten in profunden Bewegungslehren in Berlin ist. Mit der Absicht, die OPS für diverse Zielgruppen zu öffnen, ist für die kommenden Jahre eine Zusammenarbeit mit dem renommierten italienischen Choreographen Virgilio Sieni vorgesehen. Mit ihm sind spezielle Sessions für gemischte Gruppen von sehenden und blinden Teilnehmer*innen geplant. 

5. Kontext Bildende Kunst

Schads Arbeit hat sich seit langer Zeit an der Schnittstelle zur Bildenden Kunst kontextualisiert: Gemeinsam mit Laurent Goldring erfand sie das Konzept des Amplifyers, der die Bewegungen im Inneren des Körpers im Außen verstärkt sichtbar macht. Neue Möglichkeiten der Sichtbarkeit in diesem Kontext eröffnen sich rund um die Zusammenarbeit mit Namensvetter Robert Schad.

Skulpturen Projekt ‘Mouvement’: Schad – Schad

Der Bildhauer R.Schad ist ein exponierter Vertreter aktueller Stahlskulptur. Seine Arbeiten sind in bedeutenden Museen Europas ebenso zu sehen wie im öffentlichen Raum mit mehr als einhundert Auftragsarbeiten. Er schreibt mit seinen Stahlskulpturen Bewegungslinien in den Raum, arbeitet ausschließlich mit industriell produziertem Vierkantstahl, den er von seiner funktionalen Struktur befreit, um interaktive Bewegungsräume zu schaffen, die scheinbar Gegensätzliches in sich vereinen: Das physisch Schwere und das optisch Leichte, Konstruktion und vegetabiles Wachstum, Starre und Bewegung. Tonnenschwere Skulpturen verwandeln sich in unserer Wahrnehmung zu tänzerischen Notationen, transformieren die Schwerkraft in den Bewegungen des Materials. Seit den 90iger Jahren arbeitet R.Schad mit Choreograf*innen aus der Generation vor Isabelle wie u.a. Gerhard Bohner, Susanne Linke, Urs Dietrich, Cesc Gelabert zusammen. Ein erstes Aufeinandertreffen mit I. Schad fand vor einigen Jahren im Rahmen der Tanztage Potsdam statt, was Lust auf mehr machte: Die Idee ist nun, jeweils eine Zusammenarbeit pro Jahr anzuvisieren, bei der eine physisch-energetische tänzerische Skulptur I.Schads in Resonanz geht mit einer Skulptur R.Schads. Sowohl im öffentlichen Raum wie auch in einem Museum ist der Kontext Teil der Bildenden Kunst, und eben dieser Kontext eröffnet für den Tanz neue Möglichkeiten der sinnlichen Wahrnehmung, in dem wir die choreografischen Elementen von Bühne und Dramaturgie entkoppeln, um dem Wesen der Arbeit I. Schads sogar noch näher zu kommen: ein Erspüren des Seins und Lebens vor der Sprache.

Das Projekt Schad – Schad: Mouvements inkludiert je eine sensorische Einführung für die Besucher, ein Mini-Warm-up von 15-20min, das den Menschen den sinnlichen Zugang zu erweitert.

Mouvement, Potsdam 2022

.
Info Kooperationspartner

HAU Hebbel am Ufer hebbel-am-ufer.de/
Sophiensaele sophiensaele.com/de
Radialsystem radialsystem.de/
Tanzhalle Wiesenburg tanzhallewiesenburg.net/de/start/

QM Pankstrasse pankstrasse-quartier.de/

Mobiles Ensemble Biografien

Johanna Ackva arbeitet in unterschiedlichen Kontexten und gerne interdisziplinär als Choreografin, Performerin, Autorin und Kunstvermittlerin. In den vergangenen Jahren hat sie sich intensiv mit den Themen Tod, Sterben und unserem Verhältnis zu den Toten beschäftigt. So entstanden bspw. das Solo ohne Titel und die Publikation aus dem, was sprachfähig war, die Reihe CLOUDS ON CLEAR SKY, sowie die Stücke The Great Commonality und Grandmothers. Aktuell interessiert sich Johanna für den Körper im Verhältnis von Bewegung und Sprache bzw. Stimme. So basiert ihre Lecture Performance High Fidelity zu großen Teilen auf eigenen Texten, das Projekt Zweitlandschaften (mit Philipp Enders) erforscht das Terrain zwischen Komposition und Choreografie. Seit 2021 wirkt Johanna neben ihrer künstlerischen Arbeit kuratorisch und organisatorisch in der Leitung des Denk- und Produktionsort Libken mit. johannaackva.com

Viviana Defazio ist freischaffende Tänzerin, Choreografin, Workshop-Facilitator und Shiatsu-Praktikerin und lebt in Berlin. Nach dem Studium an der Folkwang Universität arbeitete sie mit zahlreichen Choreografen wie z. B. Anna Konjetzky, Romeo Castellucci, Jo Parkes und Sasha Waltz. Ihre Choreografien wurden u. a. in der Berliner Akademie der Künste und im Museum Humboldt Forum gezeigt. Sie ist seit 2021 Teil des Isabelle Schad Mobile Ensemble Open Practice Sessions und der Kreationen Studies of Infinity#1, The Shift of Focus, Studies on Infinity #2 – Nudity and Landscape und Close by, So Far.

Forough Fami ist eine iranische Choreografin und Tanzkünstlerin mit Wohnsitz in Berlin. Sie studierte Choreografie, Tanz und Kontext am HZT (DE) und absolvierte einen Master in Choreografie an der DAS Graduate School (NL). Ihre Praxis umfasst Choreografie, Tanz, Schreiben und Lehre mit einem Fokus auf Körper, Empfindung und Wahrnehmung. Ihr Ansatz basiert auf Prozess, Experiment und kritischer Reflexion im zeitgenössischen künstlerischen Kontext.

Veronika Heisig studierte Tanz am Trinity Laban Conservatoire London und an der Folkwang UdK in Essen. Während des Masters in Choreografie am HZT Berlin erhielt das Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes. Ihre Choreografien sind zwischen Tanz, Performance und Klang verortet und waren u.a. in der Schaubude Berlin, PACT Zollverein, FFT Düsseldorf und dem Theater im Ballsaal Bonn zu sehen. Als Performerin arbeitete Veronika unter anderem für José Vidal, Ivan Fatjo Chaves und Angie Hiesl. Seit 2023 tanzt sie für Isabelle Schad, u.a. in den Kreationen “Studies on Infitity” und “The Shift of Focus”. Weiterhin assistiert sie Isabelle Schad in ihren Aikido Lehrveranstaltungen am HZT und unterrichtet zeitgenössischen Tanz an der UdK Berlin.

David Kummer ist Tänzer, Choreograf und Shiatsu-Praktiker mit Wohnsitz in Berlin. Für seine künstlerischen Arbeiten Resonanzsphären (2018), Raumstaunen (2019) und Stadtlauschen

(2021) erhielt er Stipendien vom Künstlerhaus Lukas, der Zumikon Kulturstiftung, dem Dachverband Tanz und anderen. David hat für Isabelle Schad, Daniela Georgieva, Stella Geppert, Sabine Zahn, Anne-Mareike Hess und viele andere sowie für Kollektive wie See!, Badco. und WeGo getanzt. Er arbeitet eng mit Kilian Jörg an ihrer künstlerisch-aktivistischen Post-Anthropozän-Intervention Diverting Public Spaces und mit DISCOllective an der ökologisch-choreografischen Praxis Planthroposcene Pause zusammen.

Yen Lee ist in Taiwan geboren und aufgewachsen. In den letzten Jahren hat sie mit Choreographen wie Isabelle Schad, Carla Jordão, Eva Baumann, Mirjam Gurtner, Laura Heinecke, Veronika Riz,  Henrietta Horn und Yue-Xuan Gui gearbeitet. Sie war Performerin in BODIES IN URBAN SPACES von Willi Dorner und im Stück HYPER NORMAL von Hege Haagenrud, in Zusammenarbeit mit dem Theater der Jungen Welt in Leipzig.

Jan Lorys ist ein Tänzer aus Polen, wo er 2015 sein Studium an der Fakultät für Tanztheater abschloss. Seit 2017 lebt er in Berlin, wo er mit der Choreografin Isabelle Schad („Reflection”, „Collective Jumps”, „Harvest”, „Naked Landscapes”, „Shift of Focus”) und anderen Choreografen, darunter Renae Shadler, zusammenarbeitet. Seit 2021 ist er Mitglied des Kollektivs Make a Move und erforscht die Möglichkeiten von Performances im öffentlichen Raum.

Außerdem arbeitet er mit Kindertheatern wie Atze und TheaterO.N. zusammen.

Manuel Lindner arbeitet als Tänzer in Berlin. In seiner künstlerischen Praxis beschäftigt er sich mit Prozessen der Wahrnehmung und mit der Stimme. Dabei lotet er die sinnliche Erfahrbarkeit von Beziehungsgeflechten zwischen selbst und Umwelt aus. Zusammen mit Veronika Heisig entwickelte er die Performances Fabelhaft! (2023) und Unfolding Universe (2017). Seit 2016 arbeitet er kontinuierlich mit der Choreographin Isabelle Schad. In Kooperation mit unterschiedlichen Institutionen leitet er Zirkus- und Tanzworkshops für Kinder und Erwachsene. Neben seiner tänzerischen Tätigkeit beschäftigt er sich intensiv mit handwerklichen Praktiken und arbeitet als Tischler.

Lea Pischke studierte bildende Kunst an der École Supérieure des Beaux-Arts de Marseille und Musiktechnologie an der Bath Spa University. Nach dem DanceIntensive Programm der Tanzfabrik Berlin bildete sie sich in Choreografie am SEAD (Salzburg) und P.A.R.T.S. (Brüssel) weiter. Sie choreografierte u.a. Justice Porte Un Bandeau, Interferenz 4Min22Sek und Spectral Schematics mit Auftritten in Europa. 2017 erhielt sie ein Stipendium für Marokko (Darija Divan). JUA KALI, mit Jared Onyango, hatte 2021 Premiere in Berlin und 2023 in Nairobi. Terror Vacui wurde 2024 in Lyon uraufgeführt. Pischke ist Teil von STREAM und dem Mobilen Ensemble um Isabelle Schad. codices-discendi.de

Claudia Tomasi arbeitet als freiberufliche Tänzerin und Choreografin in Berlin & ihrer Heimat Südtirol. Sie hat Tanz, Kontext und Choreografie am HZT Berlin studiert. Seit 2012 arbeitet sie mit ihrem Bruder, dem audiovisuellen Künstler Benjamin Tomasi (Wien), in Kooperation an der Schnittstelle zwischen Tanz, Klangkunst und bildender Kunst. Seit 2013 arbeitet sie u.a. als Tänzerin und künstlerische Assistentin für Isabelle Schad. Aktuelle Schwerpunkte sind die Erforschung von Traditionen & Ritualen, innere/äußere Impulsarbeit sowie die Arbeit mit Laien durch die Rückführung ihrer jahrzehntelangen Erfahrungen als Bühnenkünstlerin in ihre Heimat.

Aya Toraiwa (1988) ist eine in Berlin lebende Tanzkünstlerin und Lehrerin, ursprünglich aus Tokio. Sie studierte Performing Arts and Moving Image an der Tama Art University in Tokio und hat einen BA (Hons) in Moving Image von der University of Brighton. Als Performerin hat sie mit Choreograf*innen wie Isabelle Schad, Sergiu Matis, Wilhelm Groener, Judith Sanchez Ruiz, Anna Nemeth Katalin, Daniella Eriksson und Tim Winter zusammengearbeitet. Ihre choreografischen Soloarbeiten wurden auf verschiedenen Plattformen in Europa und Japan gezeigt, und ihre Filmwerke liefen auf internationalen Festivals. Als Dozentin unterrichtete Aya von 2019 bis 2021 BA-Studierende am HZT Berlin und bietet seither regelmäßig professionelles Training in der Berliner Tanzszene an.

Maja Zimmerlin ist Choreografin, Tanzfilm Regisseurin und Teil des Mobilen Ensembles von Isabelle Schad. Sie performte u.a. in Studies of Infinity #1 und #2 und The Shift of Focus. Ihr aktuelles Projekt CELLULA – Der Ursprung des Lebens wird von Zirkus ON gefördert und verbindet Tanz, Akrobatik und Architektur. Ihre Tanzfilme laufen international und wurden mehrfach ausgezeichnet.

Tandem Biografien

Der Bildhauer Robert Schad ist ein exponierter Vertreter aktueller Stahlskulptur. Er zeigt seine Arbeiten in bedeutenden Museen Europas und schuf über 100 zum Teil monumentale Auftragsarbeiten. Schad erschafft mit Vierkantstahl mit konstantem Querschnitt Skulpturen, die scheinbar Gegensätzliches in sich vereinen: Das physisch Schwere und das optisch Leichte, Konstruktion und vegetabiles Wachstum, Starre und Bewegung. Seit 1989 realisierte er Skulptur/Tanzprojekte mit Choreograph*innen wie Gerhard Bohner, Susanne Linke, Anna Huber oder Isabelle Schad. Seine Arbeitsweise berührt das Grundthema der Bewegung in der modernen Skulptur ebenso wie die Neubestimmung von zeitgenössischer Kunst durch Tanz und Performance. wikipedia.org/wiki/Robert_Schad

Anne-Mareike Hess (Luxemburg/Berlin) arbeitet als Choreografin, Tänzerin und künstlerische Leiterin der freien Struktur utopic productions. Sie wurde am Konservatorium in Luxemburg, an der HfMDK in Frankfurt am Main und am HZT – Hochschulübergreifendes Zentrum Tanz Berlin ausgebildet. Seit 2007 arbeitet Anne-Mareike als Performerin mit Choreographen wie William Forsythe, Rosalind Goldberg, Ingri Fiksdal und Antje Velsinger zusammen, mit denen sie an zahlreichen renommierten Orten auf der ganzen Welt aufgetreten ist. Ihre eigenen choreografischen Arbeiten wurden an zahlreichen Orten und auf Festivals in ganz Europa und in Südkorea, Taiwan, Côte d’Ivoire präsentiert. Anne-Mareike arbeitet eng mit TROIS C-L in Luxemburg und Skogen in Göteborg zusammen; seit 2016 ist sie assoziierte Künstlerin bei Weld in Stockholm. 2020-2023 war sie assoziierte Künstlerin bei Neimënster in Luxemburg.  Sie erhielt den Danzpraïs (2015) des luxemburgischen Kulturministeriums. annemareikehess.com

Dieter Heitkamp studierte Sport, Biologie und Kunsterziehung in Berlin und begann 1977 seine Tanzausbildung in Contact Improvisation, zeitgenössischen Techniken und Körperbewusstseinsmethoden. Als Gründungsmitglied der Tanzfabrik Berlin (1978–1998) war er Tänzer, Choreograf, Pädagoge und bis 1995 auch künstlerischer Leiter. Er schuf 18 abendfüllende Stücke und präsentierte seine Arbeiten in über 15 Ländern weltweit. Weitere Choreografien entstanden u. a. für das Ballett Frankfurt, Theaterproduktionen, Film und TV. Ab 2001 war er Professor für Zeitgenössischen Tanz an der HfMDK Frankfurt und bis 2023 Direktor der Tanzabteilung. Er initiierte zwei Masterprogramme und war Mitbegründer der Hessischen Theaterakademie. Zwischen 1998 und 2023 entwickelte er über 70 Stücke mit Studierenden und Gastkünstler*innen. Seine Arbeit verbindet Theorie und Praxis, Bewegung und Sprache, Klang und Bild. 2024 wurde er mit dem Deutschen Tanzpreis für das Lebenswerk ausgezeichnet.

Lea Moro ist als Choreografin, Kuratorin und Dramaturgin tätig. Ihr Fokus liegt auf interdisziplinären und inklusiven Ansätzen, die künstlerische und gesellschaftliche Prozesse verbinden, sowie auf nachhaltigen Praktiken und kultureller Zugänglichkeit. Für ihre choreografische Arbeit erhielt sie internationale Anerkennung. 2020 gründete sie die Plattform Work it Out, die sich der Umverteilung von Ressourcen und ko-kreativen Formaten in den Künsten widmet. Moro ist in der Dramaturgie am Tanzhaus Zürich tätig, war Programmdramaturgin an der Kaserne Basel und Programmverantwortliche Kultur für die DEZA. Zudem führte sie Evaluationen durch und entwickelte Förderprogramme für das EDA. Sie ist Stiftungsrätin bei der Kulturstiftung Kanton Thurgau und im Vorstand des Blickfelder Festival für junges Publikum. leamoro.com